Dachverband freie
darstellende Künste
Hamburg e.V.

DfdK

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28.07. bis 29.08.2025

SOMMERPAUSE des DfdK-Netzwerkbüros: 28.07. bis 29.08.2025

Nach unserem Sommerfest verabschieden wir uns bald in die Sommerpause. Vom 28. Juli bis 29. August 2025 bleibt das Netzwerkbüro geschlossen. Wir freuen uns, euch spätestens zur Mitgliederversammlung am 15.09.2025 wiederzusehen. Bis dahin schicken wir euch einen kleinen Sommergruß: Der Text „Hängt mehr Hängematten“, den unser Vorstandsmitglied Franziska Jakobi auf der Open Stage beim Sommerfest vorgetragen hat, ist nun hier für euch zum Nachlesen beim „Abhängen“ veröffentlicht:

Nach unserem Sommerfest verabschieden wir uns bald in die Sommerpause. Vom 28. Juli bis 29. August 2025 bleibt das Netzwerkbüro geschlossen. Wir freuen uns, euch spätestens zur Mitgliederversammlung am 15.09.2025 wiederzusehen. Bis dahin schicken wir euch einen kleinen Sommergruß: Der Text „Hängt mehr Hängematten“, den unser Vorstandsmitglied Franziska Jakobi auf der Open Stage beim Sommerfest vorgetragen hat, ist nun hier für euch zum Nachlesen beim „Abhängen“ veröffentlicht:

„Hängt mehr Hängematten“ von Franziska Jakobi

Beitrag zur Open Stage des DfdK-Sommerfestes am 3. Juli 2025 im Hamburger Puppentheater.

Diese Woche habe ich gemeinsam mit einem Kollegen Glückskekse gegessen. Auf einem der Zettelchen stand: Es stehen Veränderungen an. Wir diskutierten diesen Satz als nicht sonderlich überraschend, weil sich im Leben ja ständig was verändert, und dann hielten wir uns für sehr weise. Wir glaubten, das Leben vorerst verstanden zu haben.

Diese große Weisheit rührt vielleicht auch aus der Branche, in der wir arbeiten. Hier ist Stillstand der Tod und Veränderung Tagesprogramm. Hochphasen werden abgelöst von Sinnkrisen und andersherum. Jedes Projekt bringt neue Kontexte, Orte, Menschen und vor allem: gefühlt existenzielle thematische und gruppendynamische Auseinandersetzungen. Ein permanentes Switchen zwischen den Bezügen, Ebenen, Modi, Perspektiven - hochdynamisch.
Wir sind Profis der Veränderungsbewältigung!
Aber wo ist das Maß? Im Dauer- und Intensivmodus macht Veränderung doch auch ganz schön konfus. Das trifft auf unsere Arbeit zu und auf die große Weltgemeinschaft sowieso.

Die Folge davon? Abgrenzung. Unverbindlichkeit. Nicht-Erreichbarkeit. Andere im Regen stehen lassen. Oder: Zäune und Mauern bauen, Gräben ausheben, Angriffe fahren, Verteidigung hochziehen. Auf jeden Fall: irgendwas Stabiles, Hartes, Unangreifbares sein.
Schlüssige Strategie. Psychisch erstmal nachvollziehbar.
Zurück im Mikrokosmos Kulturbetrieb sind wir dann gern mal wandelnde Widersprüche, die für Zusammenhalt und Miteinander werben, sich selbst aber in Konkurrenzdruck, Prekariat und Überarbeitung hart voneinander abgrenzen.
Was tun gegen diesen Stress? Mauern bauen macht ja keinen Spaß. Mauern bauen macht nur passiv-aggressiv.

Also: Pause machen. Spielzeitpause zum Beispiel. Mal was anderes machen. Mal nen anderen Modus finden. Machen wir jetzt, wird auch Zeit, war viel los. Nur reicht eine Pause nicht für den Overload einer ganzen Spielzeit. Und das Weltgeschehen und das Leben an sich machen ja auch einfach weiter. Also nochmal umdenken. Andere Entspannungsräume schaffen. Kontraintuitive Entspannungsräume fernab von Couch und Handydaddelei.

Räume der Ineffizienz, in denen nichts Festgelegtes stattfindet.
Räume des Übergangs zwischen zwei stabilen, grenzharten Instanzen.
Räume, in denen wir irgendwas Ungeplantes fühlen können, ein bisschen auf uns selbst zurückgeworfen sind und dadurch aus unserer stabilen Komfortzone herauskommen.

Zwischenräume: Foyers zum Beispiel. Im Übergang zwischen zwei festgelegten Instanzen  - Stadtrealität und Theaterraum - entstehen schwingende Räume, in die man sich fallen lassen kann, wenn man sich traut. Einfach mal gucken, was passiert, mit all der Eigenverantwortung und Gestaltungshoheit, die jede einzelne Person mitbringt. Das machen wir heute hier.

Zwischenräume: Die Zeit zwischen zwei Terminen zum Beispiel. Einfach mal mit jemandem plaudern. Ineffektive Zeit. Einfach mal irgendwo hinsetzen, Glückskekse essen und irgendwas passieren lassen. Und dann sieht man was, irgendwas Ineffektives, und erzählt irgendwas, irgendwas Ineffektives, hört sich an, was jemand einem zu sagen hat oder was man selbst plötzlich erzählt und denkt sich: Na das war jetzt aber auch mal ganz schön, das war ja jetzt mal interessant, da hat sich jetzt hier was Schönes zwischen uns aufgespannt; hat sich zwischen uns zwei feste Instanzen gehangen wie eine Hängematte; und da haben wir uns kurz zusammen reingeworfen.

Ich wünsche mir, dass wir mehr Hängematten aufhängen. Dynamisch schwingende Objekte, einladend zum Fallenlassen, Vertrauen und Durchatmen, gehalten von zwei festen, voneinander abgegrenzten Instanzen. Hängematten sind wie Foyers und Hängematten sind wie ineffektive Pausenzeiten zwischen zwei Terminen und wie ein aufgeschlossenes, absichtsloses Gespräch zwischen zwei Menschen. Und dann schwingen wir ein bisschen, und dann schauen wir, was passiert, blinzeln in die Sonne und denken: Das ist doch eigentlich gar nicht so schlecht. Hier muss ich mich ja gerade gar nicht verteidigen oder abgrenzen.

Ich freue mich, wenn sich heute viele Hängemattenpartner:innen finden. Hängematten hängen, Halt anbieten, Zwischenräume schaffen und zusammen herumschaukeln, denn:

Es stehen Veränderungen an.
Und denen schwingen wir im Idealfall gemeinsam und neugierig entgegen.

Einander ist alles, was wir haben. Und das gehört gefeiert.